Arthur Schopenhauer : Mystik und Philosophie / Mystiker und Philosophen
Vor vielen Jahren las ich bei Arthur Schopenhauer einen Satz, der das bestätigte, was mir schon vorher in den Schriften östlicher und westlicher Mystiker sehr auffiel und mich seitdem intensiv beschäftigt:
Nichts kann überraschender seyn, als die Uebereinstimmung der … (Mystiker) unter einander, bei der allergrößten Verschiedenheit ihrer Zeitalter, Länder und Religionen, begleitet von der felsenfesten Sicherheit und innigen Zuversicht, mit der sie den Bestand ihrer innern Erfahrung vortragen.
( Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung II, 4. Buch, Kap. 48 )
Ich frage mich: ist das tatsächlich so und wenn ja, wie ist diese höchst merkwürdige Tatsache zu erklären? Welche Folgen ergeben sich daraus für mein Weltbild, mein Verhältnis zur Umwelt? Um solche, nicht nur mich persönlich betreffenden Fragen zu diskutieren, habe ich mit dem Arthur – Schopenhauer – Studienkreis diesen Blog eingerichtet.
Zunächst: Was ist überhaupt “ Mystik “ ? Was verstand Arthur Schopenhauer darunter und worin sah er den Unterschied zwischen Mystik und Philosophie bzw. Mystiker und Philosophen?
Mystik, im weitesten Sinne, ist jede Anleitung zum unmittelbaren Innewerden Dessen, wohin weder Anschauung noch Begriff, also überhaupt keine Erkenntniß reicht. Der Mystiker steht zum Philosophen dadurch im Gegensatz, daß er von Innen anhebt, dieser aber von Außen. Der Mystiker nämlich geht aus von seiner innern, positiven , individuellen Erfahrung… Aber mittheilbar ist hievon nichts, als eben Behauptungen, die man auf sein Wort zu glauben hat: folglich kann er nicht überzeugen. Der Philosoph hingegen geht aus von dem Allen Gemeinsamen, von der objektiven, Allen vorliegenden Erscheinung, und von den Thatsachen des Sebstbewußtseyns, wie sie sich in Jedem vorfinden. Seine Methode ist daher die Reflexion über alles Dieses und die Kombination der darin gegeben Data: deswegen kann er überzeugen.
( Arthur Schopenhauer, a.a.O.)
Das obige Schopenhauer – Zitat ist schon deshalb besonders bemerkenswert, weil Schopenhauer sich als Philosoph verstand, aber dennoch die von ihm selbst gesetzten Grenzen der Philosophie überschritten hatte : Seine Lehre ist nämlich in ihrem Kern Erlösungsmystik und gerade aus diesem Grund haben Generationen von Lesern in ihr Trost gefunden. Der Arthur – Schopenhauer – Studienkreis und ich hoffen, dass auch dieser Aspekt in den folgenden Erörterungen deutlich wird. hb
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3 Kommentare
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klanggebet said,
19. Oktober 2009 um 19:32
Ich habe das sehr gern gelesen, und mit großem Interesse. Wann geht es hier weiter? 🙂
Liebe Grüße
Giannina
arthur1788 said,
20. Oktober 2009 um 06:57
Zunächst herzlichen Dank für das „große Interesse“! Ich freue mich immer, wenn meine Beiträge „sehr gern“ gelesen werden, denn das ist für mich eine Ermutigung. Im Augenblick fehlt mir leider die Zeit, um weitere Beiträge in diesem Blog zu schreiben, so dass ich mich auf evtl. Kommentare beschränken muss.
„Mystik“ ist für mich nicht irgendein Thema, sondern etwas, was mir sehr nahe geht, ja mitunter fehlen mir die Worte, und ich habe dann das Gefühl, schweigen zu müssen. Inzwischen habe ich in „klanggebet“ gelesen. Sehr eindrucksvoll!
Liebe Grüße von Arthur.
klanggebet said,
14. Januar 2010 um 18:16
lieber arthur,
danke dir für deine antwort. ich freue mich dann einfach mal darauf, wenn du wieder zeit findest. 🙂
ich glaube wenn mystik für dich ein thema ist, das dich ins schweigen führt und über das du nur behutsam schreiben kannst, dann ist das glaube ich die beste haltung in der man überhaupt darüber schreiben kann. (ich kann das jedenfalls gut nachempfinden).
in dem sinne: kommt zeit, kommt rat.
danke dir auch für deinen besuch.
auf bald und herzliche grüsse
giannina